GRÜNE besuchen Flüchtlinge im »Clearinghaus« der Jugendhilfe

Jugendhilfeleiter Ralf Mengedoth (v. l.), die Grünen-Bundestagsabgeordnete Britta Haßelmann, Sprecherin der GRÜNEN-Kreistagsfraktion Ingeborg Balz sowie Bertram Schwade Clearinghaus Bereichsleiter // Foto: Mouna Willmann
Jugendhilfeleiter Ralf Mengedoth (v. l.), die Grünen-Bundestagsabgeordnete Britta Haßelmann, Sprecherin der GRÜNEN-Kreistagsfraktion Ingeborg Balz sowie Bertram Schwade Clearinghaus Bereichsleiter // Foto: Mouna Willmann

Zeit in Deutschland nutzen

Von Curd Paetzke // Westfalen-Blatt vom 10.03.16

Hiddenhausen(HK). Zehn junge Flüchtlinge aus Afghanistan leben derzeit im »Clearinghaus Schweicheln« der Evangelischen Jugendhilfe. Die seit Dezember 2015 bestehende Einrichtung erhielt gestern hohen Besuch: Britta Haßelmann, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, schaute vorbei.

Die Bundestagsabgeordnete, die auch Kommunalpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, war einer Einladung von Ralf Mengedoth gefolgt, dem Leiter der Evangelischen Jugendhilfe. Die Jugendhilfe betreibt im Kreis Herford vier so genannte Clearinghäuser (jeweils ein Haus in Schweicheln und Rödinghausen, zwei Häuser in Bünde), in denen 42 minderjährige Flüchtlinge wohnen, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind. »Wir haben in Schweicheln ein Wohnhaus angemietet, in dem es Einzel- und Doppelzimmer gibt«, erläutert Mengedoth. Die Jugendlichen, die hier in der Regel für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten leben, sind 16 oder 17 Jahre alt.

Britta Haßelmann erfuhr von Jugendhilfe-Bereichsleiter Bertram Schwade, dass die jungen Menschen bereits gute Kontakte zur Nachbarschaft haben. »So kann in meinen Augen Integration gelingen«, sagte Schwade. In dem Haus oder auch an anderen Orten werden Sprachkurse angeboten, drei Stunden pro Tag. Acht Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die jungen Leute, »denn es sind ja Minderjährige, die wir daher nicht ohne Aufsicht lassen können«, so Schwade.

Ein Clearinghaus oder eine Clearingstelle – was ist das eigentlich genau? Clearing kommt aus dem Englischen und bedeutet »etwas (auf)klären«. Im Fall von Flüchtlingen bedeutet dies, zunächst Informationen über die Menschen herauszufinden: Woher stammen sie? Welchen Ausbildungsstand haben sie? Wie ist es um ihre Gesundheit bestellt? Gibt es noch Familienangehörige in Deutschland? Aus den Antworten lässt sich ein Bild formen, welche Unterstützung die jungen Flüchtlinge benötigen und wie es weitergehen kann. Da gibt es mehrere Möglichkeiten, zu denen die Unterbringung im Betreuten Wohnen oder in Wohngruppen zählen. Ralf Mengedoth: »Es kann auch sein, dass die jungen Flüchtlinge bei Verwandten unterkommen – oder später in ihre Heimat zurückkehren.« Auf jeden Fall habe ihnen die Evangelische Jugendhilfe dann eine wichtige Grundlage für ihren weiteren Lebensweg vermittelt. »Man könnte es auch so formulieren: Wir nutzen die Zeit in Deutschland«, fügt Mengedoth an.

Die Kosten für die Clearing-Häuser werden der Jugendhilfe beziehungsweise den Kommunen von Bund und Land erstattet. Der Bund stellt etwa 350 Millionen Euro für unbegleitete Flüchtlinge zur Verfügung, schildert Britta Haßelmann. Nach ihrer Einschätzung ist das Geld gut angelegt. Kritik übte die Politikerin am BAMF, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Britta Haßelmann: »Die Bearbeitung der Asylanträge dauert viel zu lange. Dadurch entsteht bei den Menschen eine große Unsicherheit.«