Was Flüchtlinge mitbringen
Katrin Göring-Eckardt spricht beim grünen Neujahrsempfang über Chancen
Kreis Herford. Wenn Katrin Göring-Eckardt über Flüchtlinge spricht, dann redet sie von der Angst. Angst, die Menschen aus Krisengebieten fliehen lässt. Angst von Eltern, die ihre Kinder vor Terror schützen wollen. Und dann spricht die grüne Spitzenpolitikerin davon, welche Chancen für die Alteingesessenen in der Ankunft von Flüchtlingen liegen können.
Am Wochenende war die grüne Bundespolitikerin Gast beim Neujahrsempfang der örtlichen Grünen im Elsbach-Haus – um zwischen Smalltalk und guten Wünschen, leiser Jazzmusik und Häppchen von Marc Höhne den über hundert Gästen ihre und der Grünen Sicht auf Flüchtlinge und Fremde vorzustellen.
„Die Menschen, die kommen, werden einmal die Renten derer finanzieren, die heute gegen sie auf die Straße gehen“, sagt die studierte Theologin (Jahrgang 1966) voraus. „Für unser Land in seinem demografischen Wandel sind sie eine Riesen-Chance.“
Dass Flüchtlinge kommen, werde Normalzustand sein – und gut für das Land. Weniger reiche Länder wie Jordanien nähmen ungleich mehr auf.
„Wir können Euch gebrauchen“, müsse die Botschaft an die potenziellen Einwanderer sein. Notwendig seien mehr Sprachkurse und Bildungsangebote, vernünftige Unterbringung und Entbürokratisierung.
Dann spricht sie über die Initiativen, die Flüchtlinge in ihren Unterkünften besuchen, sie einladen, ihnen zuhören, sie trösten und mitnehmen in ihre Welt. Initiativen, wie es sie in Herford und Spenge gibt und demnächst anderswo im Kreisgebiet geben soll. „Wir könnten mehr tun“, sagt sie über die offizielle Willkommens-Kultur – und ruft dazu auf, dem „versteckten Rassismus der Mitte“ offensiv („klare Kante ist angesagt“) zu begegnen.“
Schlichte Anpassung der Einwanderer hält Göring-Eckardt für falsch. „Besser wäre, wenn wir gemeinsam etwas Neues entwickeln könnten.“
In dieser Runde bekommt die grüne Fraktionschefin im Bundestag für solche Zuspitzungen freundlichen Beifall – auch aus dem Kreis der Gäste: Feuerwehr, Sozialverbände, Umweltgruppen, Vertreter der anderen Parteien von CDU bis Linke, Bürgermeister, Abgeordnete.
Die Grünen stellen sich hier als Mitte der Zivilgesellschaft vor. Sie hatten Energiegenossenschaft, Flüchtlingsgruppe und die Gruppe Freifunk („Freies Internet für alle“) eingeladen, ihre Projekte vorzustellen. „Wir sind gekommen, um zu bleiben und zu wachsen“, hatte Angela Schmalhorst (Herford) zur Begrüßung über ihre Partei gesagt. Die Grünen haben noch einiges vor.
(Pressebericht von Hartmut Braun aus der NW vom Montag, 26. Januar 2015)