Ein Bayer besucht die Recyclingbörse in Herford

Der Europaabgeordnete Malte Gallée setzt sich für ein Recht auf Reparatur ein

Herford. Malte Gallée, grüner Europaabgeordneter aus Bayern mit dem thematischen Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft, war vergangene Woche zu Besuch in Herford. Auf Einladung des Kreisverbandes bekamen er und weitere Gäste vom geschäftsführenden Vorstand Claudio Vendramin eine Führung durch die „Börse“. Der Designer Oliver Schübbe, der die typischen bekannten Recyclingmöbel gestaltet, stellte seine Projekte und Arbeitsweise vor.

Die anschließende Diskussion wurde kenntnisreich von Dave Daniel Pador-Sundermeyer, grüner Kandidat für die Europawahl 2024 aus OWL (Porta Westfalica), moderiert. Daran nahmen einige Interessierte vor Ort und ca. 2800 Zuschauende im Live-Stream von Gallée teil. Der EU-Politiker, der sich für ein Recht auf Reparatur einsetzt, erläuterte: „Gegenstände werden zu Müll, wenn wir ihnen keinen Wert mehr zuschreiben. Ich setze mich dafür ein, diesen linearen Prozess in einen Kreislauf zu verwandeln.“ Wichtiger Antrieb ist für ihn, dass die Klimakrise das Fortbestehen unserer Gesellschaft und die Existenz menschlichen Lebens bedroht. „Wir haben also keine andere Wahl als nachhaltig zu wirtschaften und Rohstoffe so lange im Wertschöpfungskreislauf zu erhalten wie nur möglich. Dafür benötigen wir nachhaltiges Produktdesign und die unbedingte Möglichkeit, Produkte zu reparieren und zu recyclen.“ Insbesondere bei Schlüsseltechnologien wie Energiespeichern seien Reparier- und Wiederverwendbarkeit entscheidend für eine nachhaltige Energiewende. Diese Argumente waren dem Publikum bereits von Recycling-Börsen-Chef Vendramin vertraut. Trotzdem entspann sich eine rege Diskussion, wo genau der Fokus der Gesetzgebung liegen muss und wie diese Punkte an die Menschen gebracht werden.

Für Gallée sind drei Punkte entscheidend: Erstens reicht es nicht, dass die europäische Volkswirtschaft nur die Rohstoff-Abhängigkeiten reduziert, auch der absolute Ressourcenverbrauch muss zurückgehen. Zweitens müssen Produkte reparierbar und zur langfristigen Nutzung designt werden, so können sie immer wiederverwendet werden. 80 Prozent der späteren Umweltauswirkungen werden bereits in der Designphase entschieden. Und drittens steht das Recycling am Ende dieser Hierarchie. Es wird schlicht zu viel produziert und Recycling ist bisher zu teuer.

Für die Anwesenden war klar, dass eine echte Kreislaufwirtschaft die Energie- und Mobilitätswende ermöglicht, Europas Unabhängigkeit stärkt, den Planeten schont und dass „unsere“ Herforder Recyclingbörse seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag dazu leistet.