Schlechtes Abschneiden beim Fahrradklimatest macht Neuorientierung bei Herforder Verkehrspolitik nötig

Stadt Herford. Zu den Ergebnissen des Fahrradklimatests 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) nehmen die grünen Verkehrsausschussmitglieder Ulf Kutschewski und Traute Lakemeier wie folgt Stellung:

Der ADFC-Fahrradklimatest 2022 zeigt erneut die insgesamt mangelhafte Qualität der Radverkehrsklimas in unserer Stadt. Unter den 113 Städten zwischen 50.000 und 100.000 Einwohner*innen liegt die Stadt Herford im interkommunalen Vergleich auf Platz 87, also im schlechtesten Viertel der Kommunen, in denen diese Befragung stattgefunden hat.

Die Gesamtbewertung der Stadt Herford liegt mit 4,25 (auf Basis des Schulnotensystems), also bei 4 minus, bei Bestwerten von 2,76 (Nordhorn) bzw. 3,09 (Bocholt) in der Einwohner*innengrößenklasse zwischen 50.000 und 100.000. Die Herforder Werte haben sich zudem in den letzten zehn Jahren deutlich verschlechtert – im Jahre 2012 wurde noch eine Gesamtnote von 3,86 erreicht. Für eine sog. „fahrradfreundliche Stadt“ sind dies äußerst unbefriedigende Werte.

Der ADFC-Fahrradklimatest zeigt somit erneut die Notwendigkeit, in der Herforder Verkehrspolitik stärker das Zukunftsverkehrsmittel Fahrrad zu berücksichtigen. Dies wird nicht ohne eine Neuverteilung des Verkehrsraums zwischen den Verkehrsmitteln erfolgen können. Ein erster Schritt in diese Richtung war die Umwandlung eines Teils der Vlothoer Straße in eine Fahrradstraße.

Wichtige weitere Schritte zur Verbesserung des Radverkehrsklimas werden die Errichtung von Fahrradstreifen auf allen noch vierspurigen Straßen (Mindener Straße, Innenstadtring), die Sanierung von schadhaften Radverkehrsverbindungen und Gefahrenstellen sowie die Festsetzung von Fahrradzonen in allen weniger befahrenen Straßen sein. Damit ist es möglich, den Umstieg vom KfZ auf das Fahrrad im Sinne des Klimaschutzes zu erleichtern und zudem eine größere Verkehrssicherheit zu erreichen.

Erläuterungen zum ADFC-Fahrradklimatest:

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Umfragen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt. Der ADFC-Fahrradklima-Test misst als bundesweites Stimmungsbarometer die Zufriedenheit von Radfahrenden in deutschen Städten und Kommunen. Die nicht repräsentative Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten ab 100.000 Einwohner*innen mindestens 75 und bei Städten ab 200.000 Einwohner:innen 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen mit konkreten Empfehlungen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.

In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Teilnahmezahlen (von 79.000 im Jahr 2012 auf 245.000 im Jahr 2022) und die Zahl der Teilnahmeorte (von 332 auf 1.114) mehr als verdreifacht. Besonders bemerkenswert ist die Zahl der Orte in der Ortsgrößenklasse unter 20.000 Einwohner:innen, die sich von 39 auf 474 mehr als verzwölffacht hat. Das zeigt: Der ADFC-
Fahrradklima-Test ist eine Erfolgsgeschichte. Das Interesse am Fahrradklima in den Kommunen hat stetig zugenommen, das Fahrrad gewinnt als Verkehrsmittel an Bedeutung. Immer mehr Radfahrende und Kommunen beteiligen sich am Ranking, wodurch die Datenverfügbarkeit steigt.

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist ein echter Exportschlager: Von 2012 bis 2022 haben andere Länder die Methodik des ADFC-Fahrradklima-Test adaptiert. Frankreich, Tschechien, Polen, Schweden und die Niederlande führen regelmäßig ähnliche Befragungen durch. Ein vom ADFC initiiertes internationales Netzwerk mit weiteren Playern, etwa aus den USA und der Schweiz, trifft sich jedes Jahr zum Austausch auf der VeloCity-Konferenz, der größten Fahrradfachveranstaltung weltweit. (s. https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Zahlen_Daten_Fakten_Hintergrundpapier_FKT_2022.pdf)

Ulf Kutschewski
Traute Lakemeier