Wissenschaft in der Politik mit Julia Eisentraut (MdL) und Bundestagskandidat Tobias Neumann

Wissenschaft und Politik – wie können sie zusammen finden?

Zum Thema „Wissenschaft in der Politik“ hatten die GRÜNEN Herford in die Kreisgeschäftsstelle eingeladen. Als Referentin sprach die lippische Landtagsabgeordnete Julia Eisentraut, Sprecherin für Wissenschaft, Digitalisierung und Weiterbildung der GRÜNEN NRW-Landtagsfraktion, mit Tobias Neumann, Bundestagskandidat im Wahlkreis 132 Herford-Minden-Lübbecke II.

Gleich zu Beginn legt Eisentraut den Finger in die Wunde: „Wissenschaft weiß oft nicht, wie Politik funktioniert, und Politik weiß oft nicht, wie Wissenschaft funktioniert.“ Dabei sei Wissenschaftspolitik relevant für viele Menschen – allein in Nordrhein-Westfalen seien eine Million Menschen als Studierende, Lehrende oder in der Hochschulverwaltung unterwegs. Die Forderung der jungen Abgeordneten: „Die Wissenschaftspolitik muss mehr in den Fokus!“

Auch Bundestagskandidat Tobias Neumann, selbst Informatiker, sieht großen Handlungsbedarf. „Wir müssen dringend zu einer faktenbasierten Politik zurückkehren. Aktuell befinden wir uns als Gesellschaft auf einem gefährlichen Weg, da der politische Diskurs zunehmend von Falschaussagen beeinflusst wird. Um hier gegenzusteuern, müssen Wissenschaft und Politik einander verstehen.“

Oft liegen politischen Entscheidungen wissenschaftliche Fakten zugrunde. Was in der Theorie gut klingt, passt in der Praxis nicht immer – nämlich dann, wenn diese Fakten nicht verständlich genug aufbereitet wurden oder sogar Fakten als solche angezweifelt werden. Dann seien politische Entscheidungen nur schwierig zu vermitteln oder im schlimmsten Fall eine lösungsorientierte Diskussion zumindest in der Breite gar nicht mehr zu führen.

Eisentraut sieht dabei die Kommunikation als entscheidend an. Politik und Gesellschaft bestünden glücklicherweise nicht nur aus Akademiker*innen. „Deshalb setze ich mich immer dafür ein, dass Fachvorträge allgemeinverständlich sind.“

Neumann ergänzt: „Der laute Zweifel an Fakten beruht auf einem Missverständnis darüber, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert.“ Wissenschaft versuche, aufgestellte Thesen zu widerlegen. Ist das nicht möglich, werde die These als aktueller Stand angesehen, aber nicht als unumstößlich. „Die Wissenschaft ist also das Gegenteil von Populismus, der behauptet, alle Antworten zu kennen.“

Wie aber kann das Verständnis von wissenschaftlichen Fakten, die „Science literacy“, verbessert werden? Eine gute Möglichkeit sieht Eisentraut in den sozialen Netzwerken, dort können  Beiträge Menschen aus der Wissenschaft und der Politik zusammenbringen – am besten auf einem Profil mit hoher Reichweite. Bekannte Beispiele dafür sind die Posts von Mai Thi Ngyen-Kim oder Harald Lesch. 

Aber auch für die reale Welt hat Wissenschaftspolitikerin Eisentraut den Tipp, Menschen dort näher zusammenzubringen, wo sie sind: „Ladet Wissenschaftler*innen nicht (nur) für Fachvorträge ein, sondern denkt auch ganz andere Formate an, zum Beispiel Mitmach-Aktionen in der Innenstadt.“ Ohne Berührungsängste wird Wissenschaft in der Gesellschaft und damit in der Politik sichtbar.

Statement von Julia und Tobias (Klick führt zu Instagram):