Leeres Nest – und jetzt ?

Grüne plädieren für Wohnraumagentur für Herford

Nach dem Auszug der Kinder werden große Wohnungen meist von ein bis zwei Personen bewohnt.

Das gilt insbesondere für Einfamilienhäuser. Einige genießen den vielen Platz und die Ruhe im Haus.

Etliche Hauseigentümer*innen möchten im Alter ihre Wohnsituation verändern und umziehen, Teile des Hauses vermieten oder gemeinschaftlich wohnen. Sei es, weil das Haus bzw. der Garten zu viel Arbeit verursachen, weil eine kleinere, zentraler gelegene Wohnung attraktiver wird oder, um im Alter nicht allein zu wohnen.

Aufgrund der herausfordernden Rahmenbedingungen bleiben tatsächliche Veränderungen jedoch häufig aus. Teils fehlt es am Überblick über die verschiedenen Optionen, teils an Kapital für die notwendigen Investitionen, bauliche Gegebenheiten müssen geklärt, Genehmigungen beantragt, Wohnkonzepte entwickelt und nicht zuletzt die richtigen Partner gefunden werden.

Die Betroffenen brauchen Unterstützung, um sich im in unübersichtlichen Zuständigkeiten, Genehmigungen, bautechnischen Notwendigkeiten zu orientieren.

In Göttingen und Freiburg gibt es städtische Wohnraumagenturen. So eine Einrichtung kann auch in Herford möglich sein! Bund und Land stellen etliche Förderprogramm dazu zur Verfügung.

Vergleichbares gilt für die Umnutzung leerstehender Ladenlokale. Hier drängt sich der Handlungsbedarf im Stadtbild unmittelbar auf.

Das kommunale Handlungskonzept 2030 der Stadt Herford aus dem Jahr 2014. befasst sich auf 132 Seiten ausführlich mit der Analyse des Problems, konkrete Maßnahmen sind danach weitgehend ausgeblieben, obwohl die Sicherstellung von Wohnraum als Teil der Daseinsvorsorge eine zentrale Aufgabe auch der Stadt Herford ist.

Aber es lohnt sich, denn Umbauten, Wohnpartnerschaften und andere Formen der Untermiete sorgen für eine Stabilisierung oder Erhöhung der Bewohnerzahl eines Quartiers, für mehr Lebendigkeit und sind notwendig, um Infrastrukturen wie Kitas, ÖPNV und Geschäfte langfristig aufrechtzuerhalten. 

Gute Nachbarschaft, insbesondere gemeinschaftliche Wohnformen, verringern außerdem das Risiko von Einsamkeit.

Die Mobilisierung von (ungenutztem) Wohnraum im Bestand ist darüber hinaus aus ökologischer und ökonomischer Perspektive günstiger als Neubau. 

Die zusätzlichen Wohnungen entstehen mit wesentlich geringerem Ressourceneinsatz als beim Neubau.

Allein durch Umbauförderung und eine Beratung von Eigentümern könnten jährlich 2,8 TWh Energie und 0,7 Mio. t CO 2 Emissionen eingespart werden3 nach einer Veröffentlichung des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2019 (wobei der vermiedene Neubau noch nicht einmal eingerechnet ist).

Die Wohnraumagentur berät zu den vielfältigen Möglichkeiten des Wohnens, gibt erste Auskünfte zu architektonischen, rechtlichen sowie finanziellen Fragestellungen und vermittelt weiterführende Expertise. 

Die unterschiedlichen Zuständigkeiten der beteiligten Behörden werden gebündelt, außerbehördliche Kompetenzen vermittelt. 

Den Betroffenen wird ein, der Lebenssituation angemessenes Wohnumfeld ermöglicht und gleichzeitig neuer Wohnraum im Bestand geschaffen.

Eine win -win Situation!