Wie gelingt es, neuen Wohnraum zu schaffen, ohne Grünflächen zu opfern, die Klimaziele aus den Augen zu verlieren oder die Bedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft zu ignorieren? Diese Frage bestimmte die Diskussion um Bauordnung, Stadtentwicklung und Wohnraumförderung im Elsbach Haus, zu der die Herforder Grünen eingeladen hatten. Zu Gast war der Landtagsabgeordnete Arndt Klocke, gebürtig aus Vlotho und grüner Sprecher für Bauen und Wohnen im Landtag. Als Gesprächspartner hatte sich Dirk Stermann von Haus und Grund Herford zur Verfügung gestellt.
‚Bauturbo‘ der Bundesregierung bringt Probleme
Klocke ging zuerst auf die Ausgangssituation ein. Die Ampelregierung hatte im Bund ihre selbstgesteckten Bauziele verfehlt – allerdings zu einer sehr fordernden Zeit mit Corona, Ukrainekrieg und Energiekrise. Aber auch in den Jahrzehnten vorher ist viel versäumt worden. Die neue Bundesregierung hat nun einen „Bauturbo“ angekündigt. Er soll die Ausweisung neuer Baugebiete beschleunigen. Die Grünen befürchten negative Auswirkungen auf Klima und Umwelt. „So ein ‚Everything goes‘ ohne irgendwelche Maßgaben und Regeln macht einfach keinen Sinn, denn wir haben nun mal auch eine Klimakrise. Und den sozial geförderten Wohnungsbau, den wir so dringend brauchen, bekommen wir dann auch eher nicht,“ befürchtete Klocke.
Milliarden für Wohnraum – doch Leerstand bleibt Problem
Die Wohnraumförderung in NRW hat Tradition: Seit mehr als 30 Jahren unterstützt die NRW.Bank Bauherren bei Neubau, Umbau und Sanierung. Das Fördervolumen wurde zuletzt auf acht Milliarden Euro aufgestockt – trotz knapper Kassen. Ein spezielles Programm, „Jung kauft Alt“, ist in Hiddenhausen im Kreis Herford erfunden worden und hat sich schon landesweit bewährt: Junge Familien erwerben ältere Immobilien und beleben bestehende Quartiere.
Dennoch bleiben in Städten wie Herford viele Ladenlokale und darüberliegende Wohnungen leer. Oft sind es ältere Eigentümer, die nicht mehr investieren wollen oder Hürden für eine Vermietung sehen. Eine städtische Wohnraumagentur könnte hier künftig vermitteln und beraten.



Private Vermieter zwischen Anspruch und Realität
Ein Großteil des Mietwohnraums in Deutschland wird von privaten Kleinvermietern bereitgestellt. Doch gerade sie fühlen sich zunehmend überfordert. „Komplizierte Gesetze, Mietausfälle und Konflikte schrecken viele ab, überhaupt noch zu vermieten“, sagt Dirk Stermann von Haus & Grund. Das Mietrecht sei stark auf Mieterschutz ausgerichtet, was Vermietern oft das Risiko zu groß erscheinen lässt, in Sanierungen oder Neuvermietungen zu investieren.
Wohnen im demografischen Wandel
Parallel verändern sich die Ansprüche an Wohnraum. Ältere Menschen wünschen sich kleinere, barrierefreie Wohnungen in zentraler Lage oder gemeinschaftliche Wohnformen. Projekte wie das betreute Wohnen in der „Alten Schule Ottelau“ zeigen, wie es gehen kann. Auch genossenschaftliche Modelle sollen künftig stärker gefördert werden.
Klimaschutz und die Suche nach Balance
Am Ende wird klar: Ein Patentrezept gibt es nicht. NRW setzt auf ein Zusammenspiel von gesetzlichen Anpassungen, Förderprogrammen und kommunaler Unterstützung. Doch die Diskussion zeigt auch: Nur wenn Klimaschutz, soziale Verantwortung und ökonomische Realitäten zusammen gedacht werden, kann Wohnraum in Zukunft bezahlbar und nachhaltig bleiben. Die Herforder Grünen werden das Thema ‚Bauen und Wohnen in Herford‘ weiterhin offensiv in die Öffentlichkeit tragen und geeignete Maßnahmen zeitnah in die politischen Gremien einbringen.