Herford. Am Mittwoch vergangener Woche wurde Irmgard Pehle, Kreissprecherin der GRÜNEN, von einem Auto angefahren. Sie war auf dem Radweg auf der Enger Straße unterwegs, als ein Autofahrer sie im Kreisverkehr übersah und touchierte. Beim Sturz verletzte sich Pehle an der Hüfte und wurde ins Mathildenhospital eingeliefert, wo sie sich am nächsten Tag einer Hüftoperation unterziehen musste. Nun hat sie eine künstliche Hüfte und muss in einer Rehabilitationsmaßnahme wieder auf die Beine kommen.
Die passionierte Radfahrerin, die eigentlich gerade mitten in der Vorbereitung der jährlichen Fahrraddemo verschiedener Verbände im Juni steckt, musste schmerzhaft erfahren, wo Gefahren für Fahrradfahrer*innen lauern: „Ich bin der lebende Beweis, dass etwas verändert werden muss. Der Verkehr ist immer noch viel zu sehr auf das Auto ausgerichtet. Gleichberechtigt fahren zumindest im Kreisel wäre ein Schritt zu mehr Sicherheit.“ Besonders erbost ist sie, dass sie im Krankenhaus liegend in der Zeitung lesen muss, dass die CDU eine Beschränkung des Autoverkehrs auf dem Innenstadtring zugunsten eines Fahrradstreifens für unnötig hält.
Schmale Streifen neben dem Autoverkehr her hält auch Ulf Kutschewski von den Herforder GRÜNEN und Mitglied im Verkehrsausschuss für nicht zielführend. „Der Unfall von Irmgard Pehle hat mal wieder gezeigt, wie gefährlich dieses Konzept ist. Wenn wir wollen, dass mehr Menschen mit dem Rad fahren, dann müssen wir den Radverkehr sicherer machen. Dafür brauchen wir breitere Radstreifen, wie jüngst von uns gefordert.“
In der Pressemitteilung, auf die sich die Aussage der CDU bezog, forderten die GRÜNEN, dass die Umgestaltung der Umgebung des Rathauses gleich auch eine Neugestaltung des Straßenkomplexes Auf der Freiheit/Berliner Straße mit sich bringen muss. „Aktuell kommt es dort selten zu Fahrradunfällen, aber nur, da sich dort niemand traut, mit dem Fahrrad zu fahren“, ist Kutschewskis bittere Bewertung der Situation. „Es ist wirklich beschämend, dass eine Stadt der Größe Herfords auf seinem Innenstadtring überhaupt keine Lösung für Radfahrer bietet.“
Irmgard Pehle ist erstmal froh, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist. Schließlich gibt es immer wieder auch Todesfälle bei Verkehrsunfällen mit Fahrrädern. Dankbar ist sie auch, dass eine Zeugin, die selbst Krankenschwester ist, sie überzeugt hat, sich mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus bringen und durchchecken zu lassen, da sie nicht ohne Hilfe aufstehen konnte. „Hüfte ist heikel, sagte sie. Und sie hat recht behalten,“ sagt Pehle. Wann sie wieder aufs Rad steigen können, weiß sie noch nicht. Damit steht in den Sternen, ob sie bei der Fahrraddemo im Juni selbst mitfahren kann. Ihr zwei Jahre altes E-Bike, dass kurz vor dem Unfall noch in der Inspektion war, ist zwar von größeren Schäden verschont geblieben, muss aber trotzdem in der Werkstatt auf versteckte Schäden geprüft werden.
Der geplante Wanderurlaub mit ihrem Mann Gerd, der sie auf dem Schmetterlingssteig nach Hessen führen sollte, ist jedenfalls für sie gecancelt. Die 69-Jährige will sich nun erstmal darauf konzentrieren, überhaupt wieder laufen zu können.
Foto: Irmgard Pehle im Mathilden-Hospital